Dem Staat Geld zu geben, also Staatsanleihen zu kaufen, ist so eine Sache. Als Schuldner geht dieser meist recht unüberlegt, nicht sonderlich produktiv und oftmals sogar recht verschwenderisch mit seinen Finanzen um.
Mal ehrlich: Würden Sie Ihrem Nachbarn Geld leihen, von dem Sie genau wissen, dass dieser über seine Verhältnisse lebt? – Wohl eher nicht!
Geldverschwendung der öffentlichen Hand – im ‚Kleinen‘ bei den Kommunen, beobachtet hier vor Ort, fängt es an. Ist ja nicht das eigene Geld, das ausgegeben wird. Hier mal fast 5000 Euro für Weihnachtsbaumkugeln oder da mal schnell 11.000 Euro für zwei verzichtbare Spiel-Elemente, als Hindernis mitten auf dem Gehweg platziert. Das sind nur zwei kleine aktuelle Beispiele. Sowas läppert sich über die Zeit. Prioritätenabwägung, Kosten-/Nutzen-Kalkulation bei den Verantwortlichen? – Leider allzu oft: Fehlanzeige.
Die Rechtfertigung von offizieller Seite auf kritische Nachfrage hin: Dieses Jahr seien noch finanzielle Mittel vorhanden, lässt jede vorausschauende und verantwortungsvoll kalkulierende Privatperson rat- und fassungslos zurück. Dass die Aussichten mau sind und was nächstes Jahr wird, interessiert da anscheinend niemanden.
„Eher legt sich ein Hund einen Wurstvorrat an, als eine … Regierung eine Budgetreserve“, ein Satz, der dem österreichischen Ökonomen Joseph Alois Schumpeter zugeschrieben wird, beweist sich leider immer wieder aufs Neue.
Der Bund der Steuerzahler deckt Jahr für Jahr regelmäßig große und kleine Fälle von Steuerverschwendung auf. Da geht es teilweise um Millionenbeträge. Konsequenzen für die Verursacher? In der Regel keine. Unternehmen, die so wirtschaften, würden nicht lange überleben und bankrott gehen. Selbstständige haften ggf. mit ihrem Privatvermögen.
Was aktuell die öffentliche Haushaltslage verschärft: die Staatseinnahmen werden durch die Wirtschaft generiert. Und diese schwächelt. Während die Haushaltslücke für 2025 in Deutschland bereits jetzt rund 60 Milliarden Euro beträgt, werden die Steuereinnahmen in den kommenden Jahren deutlich sinken.
Im Gegensatz dazu werden immense zusätzliche Ausgaben zur Stützung unseres Sozialversicherungssystems und für die Zahlungen von Beamtenpensionen benötigt werden.
Dass nicht nur hierzulande der Staat mit seinen Steuereinnahmen nicht auskommt und immer neue Schulden aufnehmen muss, sondern dass dies ein weitverbreitetes Problem ist, tröstet da nur wenig. Im Gegenteil.
Frankreich zum Beispiel kämpft aktuell ebenfalls mit einer veritablen Regierungs- und Haushaltskrise, die zu großen Turbulenzen an den Finanzmärkten führen könnte.
Immer wieder wurde in den letzten Jahren wegen der exorbitant steigenden globalen Verschuldung von Experten vor einer massiven Schuldenkrise mit all den gravierenden Folgen gewarnt.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat sich in seinem Wochenbericht vom Juni dieses Jahres mit diesem Thema beschäftigt.
Nach der dort zitierten Studie habe es weltweit in den letzten 200 Jahren bei Staaten 200 Zahlungsausfälle mit insgesamt 321 Umschuldungen gegeben! Dabei hätten Gläubiger im Schnitt fast die Hälfte ihres eingesetzten Kapitals verloren. Die Häufigkeit von Schuldenkrisen habe seit den 1970ern tendenziell zugenommen.
Per Definition handelt es sich bei einer Schuldenkrise um einen Zahlungsausfall eines Staates. Dieser tritt ein, wenn entweder der Staat bei Fälligkeit seine Schulden/seine Anleihe nicht zurückzahlen kann, oder der Gläubiger durch einseitige Änderungen im ‚Schuldenvertrag‘ mit ungünstigeren Bedingungen schlechter gestellt wird. Oftmals stehen diese Fälle im Zusammenhang mit geo- oder innenpolitischen Krisen.
Zugegeben: die Auflistung von betroffen Staaten in dieser Studie ist dominiert von Entwicklungländern. Aber auch Spanien, Griechenland, Polen, Österreich und Deutschland (Währungsreform 1948) tauchen darin auf.
Immer mehr Schulden machen, ist bei Staaten offensichtlich unvermeidbar. Wahlen wurden noch nie mit Ankündigungen von Haushaltskürzungen und sozialen Einschnitten gewonnen. Davon werden wir auch im Wahlkampf in den nächsten Wochen bei uns in Deutschland wohl nichts zu hören bekommen.
Grundsätzlich macht es in der Regel keinen Unterschied in der Schuldenpraxis, ob rechte oder linke Regierungen in der Verantwortung stehen. In den USA ist es ebenfalls egal, ob Republikaner oder Demokraten am Regieren sind. Die Schulden würden hier wie dort weiter steigen.
Die oft gehörte Aussage, dass der Staat nicht Pleite gehen könne, stimmt so nicht. Daher sollte man sich als Anleger immer der Risiken von ‚sicheren‘ Staatsanleihen bewusst sein. Vor allem, da derartige geldwerte Zinsanlagen grundsätzlich dem Inflationsrisiko unterliegen.
Und diese Erkenntnis sollte jeder Anleger verinnerlichen: Ausnahmslos impliziert jede Anlageklasse spezifische Risiken. Darauf weisen wir immer wieder hin.