Die Entwicklung der Aktienmärkte, vor allem bei größeren Schwankungen, wird in den Medien regelmäßig groß kommentiert. Die allermeisten Menschen bekommen deshalb mit, wenn’s mal an der Börse richtig kracht.
Was aber an den Anleihemärkten passiert, geschwiege denn, wie diese funktionieren, weiß kaum jemand. Vom DAX hat man schon mal was gehört. Aber vom RexP? Das fängt schon bei den Begrifflichkeiten an: Renten, Anleihen, Obligationen, Schuldverschreibung, Bonds. Bei ersterem denken viele immer noch an die Rente. Alle Bezeichnungen stehen für die gleiche Anlageklasse.
Der Anleihemarkt weltweit ist deutlich größer als der Aktienmarkt. Anleihen sind Gläubigerpapiere. Staaten und Unternehmen finanzieren sich, in dem sie sich von Anlegern und Investoren Geld leihen und dazu Anleihen ausgeben. Der Anleihemarkt ist damit für eine funktionierende Wirtschaft unerlässlich.
In unsicheren Zeiten schichten Anleger normalerweise ihr Kapital aus dem Aktien- in den Anleihemarkt um. Bevorzugt in (vermeintlich) sichere Doch Anleihen implizieren ebenfalls Risiken, z.B. Zinsänderungs-, Inflations-, oder Bonitätsrisiko. Und die Risiken nehmen zu.
Wenn die Zinsen fallen, steigen die Kurse von Anleihen. Bei einem Zinsanstieg hingegen, sinken die Kurse. Wenn der Schuldner bei Fälligkeit der Anleihe nicht mehr zahlungsfähig ist, kommt es zu einem Ausfall/Verlust.
Insgesamt ist das Zusammenspiel von den vielen unterschiedlichen Faktoren, die sich auf den Anleihemarkt auswirken, sehr komplex. Und letztlich hat das, was dort passiert, wiederum Auswirkung auf den Aktienmarkt.
In den letzten Monaten sind die Renditen für Staatsanleihen mit langen Laufzeiten (30 Jahre) vor allem in den USA und Japan deutlich angestiegen. Die Gründe in beiden Ländern sind unterschiedlich. Beide Länder sind aber hochverschuldet.
Anleger/Gläubiger fordern angesichts der Ver-schuldungsexzesse und der aktuellen Unsicherheiten einen höheren Zins. Die letzte große Rating-Agentur hat nun den USA hinsichtlich deren Bonität die Bestnote entzogen.
Die 30-Jahres-Renditen für US-Anleihen liegen bereits über fünf Prozent. Das verteuert den Schuldendienst und erhöht wiederum die Staats-ausgaben.

Bezogen wird die Verschuldung eines Staates auf dessen Bruttoinlandsprodukt (BIP). Bei Deutschland liegt die Verschuldungsquote bei rund 63 % (das „Sondervermögen“ der neuen Regierung ist da noch nicht eingerechnet).Die Grafik zeigt, wie sich die Verschuldung der USA in den letzten 25 Jahren entwickelt hat. Aktuell liegt die Verschuldungsquote dort bei 120 % des BIP. Tendenz weiter steigend.

Tatsache ist, dass die Verschuldung weltweit exorbitant steigt. ‚Vorgestern‘ sozusagen wurde in Millionen gerechnet, ‚gestern‘ in Milliarden, heute geht es um Billionen. Wo endet das Ganze? In Staatsbankrotten? In der Entwertung von Geldwerten durch die Finan-zierung über die Notenpresse?Eine Verringerung der staatlichen Haushaltsdefizite ist jedenfalls nicht zu erwarten. Gläubiger werden wohl einen höheren Zins für das steigende Risiko erwarten. Das ist zunächst auch keine gute Nachricht für den Aktienmarkt. Die höheren Zinsen lassen auch die Kosten für Unternehmen steigen und schmälern die Gewinne.Sollte aber allgemein das Vertrauen in Geldwerte erodieren und die Inflation steigen, dürften sich Investoren und Anleger in großem Stil Sachwerten zuwenden, dann mit Chancen auf außerordentliche Kurszuwächse. Zu dieser Anlageklasse gehören nun mal auch Aktien und Gold.